
Überblick zum Online-Vortrag von Marc Tüngler
„Es war eine schlimme Phase in der letzten Zeit und das ist sie noch, auch wenn heute die Kurse mal wieder steigen. Viele Themen bereiten uns Kopfschmerzen, wie die derzeitigen Krisen und der geschwächte Euro im Vergleich zum Dollar, nachdem wir nach Corona endlich wieder eine positive Richtung wahrgenommen haben. In Deutschland werden die Mehrkosten von den Unternehmen weitergegeben. Sie reduzieren die Kosten, unter anderem im Personalbereich, erhöhen die Preise -allein in diesem Jahr mehrfach“.
Wie geht es weiter?
„Das lässt sich nicht planen. Derzeit ist ein Ende der Inflation jedoch nicht in Sicht. Eine Leitzinserhöhung der EZB und Fed soll helfen. Nach den USA zieht nun auch Europa nach. So robust ist die Wirtschaft in Europa hingegen nicht. So läuft es gefühlt nicht positiver und alles wird weiterhin teurer. Doch es tut sich was. Nach dem Motto: Es muss erst schlimmer werden, bevor es besser wird. Viele Faktoren weisen darauf hin, dass die Inflation und somit die Preise weiter steigen werden, aber ab 2023 geht es wieder runter. Denn eine Entlastung steht an. Dass es Erleichterungen gibt, wird die Börse zwei bis drei Monate vorwegnehmen. Dann sinken vielleicht auch die Zinsen wieder und die Kurse würden durchatmen. Es kann ein Ende geben. Indikatoren sind das Sinken der Frachtraten (sie kühlen ab, da weniger Handel betrieben wird) und der Öl- sowie Kupfer-Kurse (aufgrund der geringeren Nachfrage). Die Richtung stimmt. Es findet bei progressiver Zinspolitik derzeit eine Abkühlung der Konjunktur statt“.
Wann ist die Abkühlung so unangenehm, dass die Notenbanken gegensteuern müssen?
„Voraussichtlich im zweiten Quartal 2023. Dann wird auch der Kapitalmarkt aufatmen. Denn wenn Unternehmen ihre Kosten zu stark senken, z. B. durch Mitarbeiterentlassungen, dann könnten die Zentralbanken agieren“.
Und jetzt? All-in?
„Nein. Aber auch nicht aus dem Markt zurückziehen und die Verluste realisieren. Anstatt in Sorge zu verkaufen, lieber die Krise als Chance sehen und nachinvestieren. In dem Zuge sollte man auch bedenken, dass Time Timing schlägt, denn ein langfristiger Anlagehorizont verringert das Risiko. Also, Zeit nehmen und Renditen mitnehmen. Auch die KGV-Bewertung sendet ein Kaufsignal. Hier empfiehlt es sich, die Prognosen der Entwicklung der Weltwirtschaft zu betrachten. Nicht nur in Europa bleiben, sondern „in die Welt“ gehen – beim Investment unbedingt diversifizieren. Die Idee von China ist, sich vom Rest der Welt autark zu machen. 1,4 Mrd. sorgen für den Konsum, damit die Industrie allein funktioniert und die Wirtschaft aus sich heraus wächst. Chinas Wirtschaft erholt sich am schnellsten; 4,7% ist die Prognose für 2023. Dennoch ist China auf die Welt angewiesen. Daher wird China sich auch überlegen, was sie im Hinblick auf die Welt für Schritte einleiten, beispielsweise im Hinblick auf Taiwan. Denn so gut ist die Konjunktur auch in China derzeit nicht. Abschließend ist die Empfehlung, mit dem eigenen Berater zu sprechen, um gemeinsam zu klären, was am besten für einen persönlich ist – denn das ist individuell von den eigenen Zielen, der Risikobereitschaft und vielem mehr abhängig“.